DVS-Kursschweißstätte

SIHK Akademie ermöglicht Schweißen im Homeoffice

Es gibt Tätigkeiten, die eignen sich hervorragend für die Arbeit im Homeoffice. Die meisten Schreibtischjobs lassen sich mit ein bisschen organisatorischem Aufwand in die heimischen vier Wände verlagern. Doch es gibt Aufgaben, bei denen das nur schwer vorstellbar ist: beim Schweißen etwa. Anders in der SIHK Akademie. Dort lernen angehende Schweißer ihr Handwerk jetzt auch virtuell.
Es zischt und knallt, Funken sprühen, Dampf steigt auf. Männer tragen schwere Schutzkleidung gegen Hitze und dichte Schutzmasken gegen Dämpfe und grelles Licht. Eine Schweißerei ist der der letzte Ort, an dem sich der Gedanke ans Homeoffice aufdrängt.
Das betonte auch BDI-Präsident Siegfried Russwurm, als er Mitte Januar sagte, dass „das Schweißen aus dem Homeoffice noch niemand erfunden” habe.“ Das stimmt jedoch nur halb. Denn zumindest in der Schweißausbildung ist es möglich, viele Arbeitsschritte auch virtuell durchzuführen.

Virtuelles Schweißen ist “Ausbildung 4.0”

“Wenn wir an das Schlagwort ‚Industrie 4.0‘ denken, in der vernetzte und virtuelle Prozesse eine tragende Rolle spielen, müssen wir auch ‚Ausbildung 4.0‘ anbieten“, so Thomas Haensel, Geschäftsführer der SIHK Akademie. Als zertifizierte DVS-Kursschweißstätte ist die Schweißerei im Hagener Bildungszentrum für diesen Weg geradezu prädestiniert.
Michael Desmer leitet die Hagener DVS-Kursschweißstätte und sprüht vor Interesse, seit er vor einiger Zeit das virtuelle Schweißen ausprobieren konnte und der Funke auf ihn übersprang. „Wir sparen dadurch viel Material und Energie“, nennt Desmer einige der Vorteile der virtuellen Methode. Das Schweißen in einer Augmented-Reality-Umgebung ist außerdem sicherer. „Wir können Auszubildende langsam an das Schweißen heranführen und ihnen die Angst nehmen“, so Desmer. Umschüler, erklärt er, könnten mit Handübungen zunächst ihr Talent testen, und selbst für erfahrene Schweißer sei die virtuelle Umgebung sehr gut geeignet, um sich auf höhere Prüfungen vorzubereiten.

Kamera-Helm ersetzt die Schutzmaske

Beim virtuellen Schweißen hat der Schweißer zwar auch einen Helm auf, doch der dient nicht zum Schutz. Vielmehr verfügt das High-Tech-Gerät über zwei Kameras und ein Display. Die Hand fährt beim Schweißen über ein Stück Kunststoff mit einer Matrix, anhand der die Kameras erkennen, wo der Schweißer gerade seine Naht zieht. Im Helm jedoch – und das ist eines der Highlights der Anlage – sieht der Schweißer eine täuschend echt animierte Schweißpistole, die über ein vom Computer erzeugtes Metallteil fährt. Beim Schweißen spritzen Funken, das Metall wird in grünliches Licht gehüllt.
„Die Teilnehmer lernen doppelt so schnell wie beim üblichen Verfahren“, sagt Alan Gray, Geschäftsführer der Firma Weldplus, die auf Training mit Augmented Reality spezialisiert ist. Er kennt Vorzüge des virtuellen Schweißens: „Jede Übung kann beliebig oft wiederholt werden, bis die Naht perfekt ist. Gemeinsam mit dem Auszubildenden können wir jeden Fehler einzeln analysieren.“ Und durch die häufigen Wiederholungen, erklärt Gray, werde das Muskelgedächtnis trainiert, sodass die richtige Haltung nach einiger Zeit völlig unbewusst eingenommen wird.
Langfristig, kann das virtuelle Schweißen den oftmals gefährlichen Job erheblich sicherer machen. „Das Ziel ist, ein solches System mit realen Maschinen zu verbinden“, sagt Gray. Momentan seien die Kosten und die benötigte Rechenleistung noch zu hoch, doch bis es soweit ist, sei es nur eine Frage der Zeit. Dann könnten Schweißer tatsächlich im Homeoffice arbeiten. Den Grundstein dafür legt die SIHK Akademie schon jetzt.

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