Digitalisierung

So spart die SIHK Akademie 1000 Blatt Papier pro Auszubildendem

Wenn die Auszubildenden im Elektropneumatik-Kurs von Bruno Blex ihre Schulungsunterlagen bearbeiten, raschelt kein Papier mehr. Die Azubis im Alter zwischen 16 und 27 Jahren holen stattdessen ihre Laptops hervor und rufen ein PDF auf. So lernen sie die theoretischen Grundlagen für das elektronisch betriebene Steuern per Druckluft am Rechner, statt einen dicken Stoß Blätter durchzuarbeiten.
„Wir sparen 50 bis 100 Blatt Papier pro Kurs und pro Teilnehmer“, sagt Bruno Blex, Ausbilder in der SIHK Akademie. „Anfangs war ich skeptisch“, gibt Blex zu, aber: „Die Arbeit ist jetzt viel effizienter. Es fällt weniger Sortierarbeit an, und die Aufgaben lassen sich schneller verteilen.“

Pläne digital zeichnen

Statt wie vorher Schaltpläne auf Papier zu zeichnen und bei Fehlern im Zweifel das Blatt wegwerfen zu müssen, erstellen die Azubis die Pläne nun am Bildschirm und können anschließend in einer Simulationssoftware testen, ob ihre Schaltung funktioniert. Erst dann geht es an die Laborwagen, an denen sie die elektropneumatischen Schaltungen bauen.
Für Orhun Sahin ist die papierlose Arbeit nicht neu. Der 19-Jährige hat bereits auf dem Gymnasium mit iPads gearbeitet. „Dort waren selbst die Schulbücher digital“, sagt er. Sahin gehört zur Altersgruppe der „Digital Natives“, in deren Lebenswelt Papier kaum noch eine Rolle spielt: „Papier brauche ich nur für Nebenrechnungen und als Schmierzettel“, so der angehende Elektroniker für Betriebstechnik.

Kein Papier mehr sortieren

Für Rohat Kavili, 27, war das papierlose Lernen hingegen eine Umstellung. „In der Schule habe ich nur mit Papier gearbeitet, aber privat läuft eigentlich alles elektronisch“, so der Auszubildende. Die größten Vorteile sieht Kavili in der besseren Ordnung: „Man muss kein Papier sortieren und abheften, sondern hat alles auf dem Rechner“.
Für Ausbilder und Teilnehmer überwiegen die Vorteile der papierlosen Ausbildung. Einen Nachteil sieht Sahin jedoch auch: „Wenn man etwas von der Tafel abschreiben muss, lernt man es besser.“ Dieser Schritt entfällt beim digitalen Lernen, da Bruno Blex die nötigen Unterlagen elektronisch an seine Teilnehmer sendet.
Für den gesamten Bereich Elektrotechnik rechnet Ausbilder Ivo Pruscini mit rund 1000 Blatt Papier, die pro Jahr und Auszubildendem eingespart werden. “Einige Tätigkeiten, wie das Zeichnen von Schaltplänen üben wir sowohl digital als auch ganz herkömmlich mit Stift und Lineal, „doch das Gros der Arbeitsmaterialien steht den Azubis mittlerweile digital zur Verfügung“, so Pruscini.

Bücher per App zum Download

Auch in anderen Fachbereichen geht der Trend zu elektronischen Lehrmitteln. In den Lehrgängen für angehende Industriemeister und Fachwirte bekommen die Teilnehmenden einen Zugangscode und können sich dann die nötigen Bücher über eine App herunterladen. „Wegen der unterschiedlichen Lerntypen haben wir das Papier aber noch nicht vollständig abgeschafft“, erklärt Sarah Gebhardt, die bei der SIHK Akademie Kurse in der kaufmännischen Weiterbildung organisiert.
In der Prüfungsvorbereitung steht den Azubis in der SIHK Akademie eine Lern-App mit allen für die Prüfung relevanten Themen und Fragen zur Verfügung – auch hier wird Papier auf absehbare Zeit keine Rolle mehr spielen.